Rückblick auf die Spielzeiten 2022 bis 2024 im Südbahnhotel Semmering
Kultur, Atmosphäre und Lebensgefühl am Semmering
Mit der Auftaktveranstaltung zum 140. Jubiläum der Eröffnung des Südbahnhotel Semmering am 15. Juli 2022 startete ein Kulturprogramm, das erstmals die Genres Musik, Literatur und Schauspiel verband und um Begleitprogramme wie Tanzkurse, Jazzbrunches, Quiz und vieles mehr erweiterte.
Damit ist es gelungen, Kultur, Natur und Kulinarik auf selbstverständliche Weise zu verbinden, in der unnachahmlichen Atmosphäre zwischen „Sissi und Titanic“ des ehemaligen Grand Hotels. Zwischen Juli 2022 und August 2024 fanden über 140 künstlerische Veranstaltungen und über 240 Begleitprogramme, mit insgesamt 24.000 Besuchern statt, die das Südbahnhotel Semmering erneut in eine lebendige Bühne verwandelten, getragen von jenem unverwechselbaren „Lebensgefühl Semmering“, das Eleganz und Entspannung vereint.
Klangwelten zwischen Tradition und Moderne
Bereits der Sommer 2022 stand im Zeichen musikalischer Entdeckungen. Den Auftakt dazu bildete das von Dominik Nostitz gestaltete Eröffnungsprogramm, das sich über insgesamt 14 Stationen durch das gesamte Südbahnhotel erstreckte. Mitwirkende Künstler waren unter anderem Philipp Hochmair, Verena Stauffer, Eckard Runge und Jacques Ammon, Angelika Nidetzky, Anita Eberwein und Fritz Fischer, Mark Geary, Nikola Djorić, Paul Kropfitsch, Robert Reinagel als „Hoteldirektor“ und – last but not least – ein gewisser Johannes Pietsch, aka „JJ“ – als einer der Pagen.
Das weltberühmte Monty Alexander Trio brachte bereits einige Tage später edlen New Yorker Jazz auf die Bühne des Waldhofsaals, wo kurz darauf Daniel Glattauers Hotel-Theaterdrama Fünf Stern Stunden mit Leila Müller und anderen gezeigt wurde, ein überaus vielseitiges und qualitätsvolles Programm wurde ins Leben gerufen.
Die Musik Gustav Mahlers erklang des Öfteren im Kulturprogramm des Südbahnhotels – zu Recht, er war schließlich hier zu Gast, gemeinsam mit seiner Frau Alma. Einmal mit Bo Skovhus und Stefan Vladar am Klavier, einmal mit der Pianistin Alexandra Silocea, in der folgenden Saison widmete sich Clemens Hellsberg dem spannungsvollen Verhältnis von Alma Mahler und Cosima Wagner, der Autor Herbert Lackner schilderte Alma Mahlers und Franz Werfels Flucht aus Österreich. Klassische Konzerte mit Musik von Brahms, Chausson, Mussorgsky, Mahler – um nur einige zu nennen – waren im Waldhofsaal oder im Großen Speisesaal zu erleben, mit Künstler*innen wie Susan Zarrabi, Jendrik Springer, Bo Skovhus, Nikola Djorić und vielen mehr.
Vielseitig ging es weiter: Anika Vavic und Boris Eder interpretierten Susanne F. Wolfs Hommage an George Sand, August und Ana Zirner berührten mit Ella und Laura – Von den Müttern unserer Väter ebenso das Publikum wie Michael Schottenberg mit seiner Kunst des Reisens. In „Schottis“ Programmen wurden Spezialitäten aus den Ländern seiner Reisen serviert, in der Burgtheater-Produktion Culinaire L´Evrope von Martin Kušej und Lojze Wieser waren Literatur und Kulinarik ebenfalls gleichberechtigte Kunstformen an der festlich gedeckten Tafel im Speisesaal des Südbahnhotels.
Die Jazz Brunches im Südbahnhotel verbanden kulinarischen Genuss mit Live-Musik, eine Kooperation mit der JAM Musiclab Privatuniversität Wien, so wie auch das Great American Songbook mit Danny Grissett und Stefanie Egger.
Die Konzertreihe On Tour im Grand Hotel lud Besucherinnen und Besucher auf musikalische Spaziergänge durch das Haus – von den Foyers in die Festsäle und in das einzigartige Schwimmbad, wo nicht nur Schuberts Winterreise mit Bo Skovhus und Akkordeonist Nikola Djorić erklang, sondern auch Philipp Hochmairs und Kurt Razellis Jedermann Remixed, komplett mit Liegestühlen und Wodkabar, eine elektrisierende Neuinterpretation von Hofmannsthals Klassiker im architektonisch faszinierenden Schwimmbad des Hotels – ein Ereignis, das Musik, Schauspiel und Performance zu einem Gesamterlebnis verband.
In Kooperation mit der Sommerakademie der MDW präsentierte die Reihe Klassik am Semmering junge Künstlerinnen und Künstler mit Werken von Schubert, Brahms und Schönberg und zeigte, wie sehr das Südbahnhotel heute wieder zum Resonanzraum der europäischen Musikkultur geworden ist. Eine weitere Sommerakademie – jene der Wiener Philharmoniker führte eine Version von Entführung aus dem Serail im Südbahnhotel auf. Das Opernstudio der Volksoper Wien war mehrfach mit szenischen Programmen im Südbahnhotel zu Gast, wie einer Adaption von Mozarts Così fan tutte, im Rahmen ihrer Förderkooperation mit der Christian Zeller Privatstiftung.
Nils Strunk zeigte seine eindrucksvolle Adaption Tod im Paradies, in der er gemeinsam mit Elisabeth Kanettis Lotte und Stefan Zweigs letzte Monate in Brasilien nachzeichnet, ihre Sehnsucht nach dem geliebten Semmering und nach dem Ausblick aus dem Südbahnhotel – näher an gelebter Geschichte ist Theater selten zu erleben.
Im Sommer 2023 stand auch das erfolgreiche Polydrama „Alma – A Show Biz ans Ende“ von Joshua Sobol und Paulus Manker auf dem Kulturprogramm des Südbahnhotel Semmering. Das Grand Hotel selbst wurde dabei zur Bühne: das Publikum bewegte sich frei durch die prachtvollen Räume, folgte den Figuren auf ihren Wegen und erlebte das Schicksal Alma Mahlers hautnah.
Begleitend dazu präsentierten unter dem Motto Liebst du um Schönheit zahlreiche Programme weitere große Frauen der Wiener Moderne: In den Theaterpreformances Emilie Flöge – Geliebte Muse erzählten Maxi Blaha und Georg Buxhofer von der künstlerischen und persönlichen Beziehung zwischen Emilie Flöge und Gustav Klimt, in Österreich intim brachte Maxi Blaha die Persönlichkeit von Berta Zuckerkandl lebensnah auf die Bühne des Waldhofsaals, Robert Reinagl und Helmut Stippich schilderten in Ich konnte mir alles erlauben Oskar Kokoschkas Vita lebensnah und emotional - alle drei sind übrigens in den Gästelisten des Südbahnhotels zu finden.
Petra Morzé und Michael Horowitz gestalteten die Herzensschlampereien – Begegnungen mit Arthur Schnitzler mit Einfühlungsvermögen für einen weiteren illustren Gast des Südbahnhotels.
Nikola Djorić begeisterte mit seinem Akkordeonprogramm Siesta Picknick Konzert im Wäldchen vor dem Hotel und brachte damit ein sommerlich-leichtes Format in das Freiluftprogramm. Im musikalisch-literarischen Abend Das 20. Jahrhundert im Brennpunkt eines Menschen verbanden Otto Brusatti und Nikola Djorić Kafkas Prosa mit expressiver Musik – eine Begegnung zwischen Melancholie und Modernität.
Das ehemals prägende jüdische Leben am Semmering wurde zum 120. Todestag von Theodor Herzl, Staatsgründer Israels und am 3. Juli 1904 in Edlach an der Rax gestorben, von - unter anderen - Danielle Spera, Itay Tiran, Regina Fritsch, Ethel Merhaut und Bela Korenyi literarisch und musikalisch gewürdigt. Nils Strunk, Elisabeth Kanettis, Manuela Vieira und Shagashegh Nosrati ließen Zweigs Leben und Abschied durch Text und Musik erlebbar werden, Otto Brusatti und Akkordeonist Nikola Djorić gedachten 2024 dem 100. Todestag von Franz Kafka.
Südbahnhotel Semmering inspiriert Kunst und Kultur
Die vergangenen Spielzeiten haben eindrucksvoll gezeigt, dass das Südbahnhotel Semmering mehr ist als ein historischer Ort – es ist ein lebendiges Zentrum für Kunst, Musik, Literatur und Begegnung. Ob im Sommerlicht oder in winterlicher Stille: Hier treffen sich Künstlerinnen, Künstler und Publikum in einem Ambiente, das Geschichte atmet und zugleich neue Geschichten entstehen lässt.